
BAUMWOLLE ist mit einem Anteil von mehr als
50 Prozent der bedeutendste Rohstoff für Bekleidung und
Textilien und die am meisten produzierte Naturfaser der Welt.
Allerdings ist der konventionelle Anbau der empfindlichen tropischen
und subtropischen Pflanze für die Menschen, die Umwelt
und die Tiere katastrophal: Jedes Jahr werden auf Monokultur
Plantagen Millionen Tonnen an Düngemitteln, Pestiziden
und Insektiziden eingesetzt. Keine Nutzpflanze wird so intensiv
mit Pestiziden behandelt wie Baumwolle (bis zu 25 Mal vor
der Ernte). Es werden zunehmend Kleidungsstücke aus genmanipulierter
Baumwolle auf den Markt geworfen, doch im
Gegensatz zu Lebensmitteln gibt es bei Textilien keine Kennzeichnungspflicht.
In China, Indien und den USA werden bereits
mehr als ein Drittel der Baumwollfelder mit gentechnisch
veränderten Pflanzen bebaut. Baumwolle aus kontrolliert biologischem
Anbau mit entsprechenden Gütesiegeln (GOTS,
IVN-best, Fairtrade) garantieren sozialverträgliche Arbeitsbedingungen,
geerntet wird in der Regel von Hand. Dabei kommen
keine Schadstoffe zum Einsatz, es wird organisch gedüngt
(Kompost). Auch der Wasserverbrauch ist sparsamer, da
man auf den ökologischen Plantagen meist Tröpfchenbewässerung
einsetzt. Außerdem wird auf Fruchtfolge geachtet, um
den Boden nicht auszulaugen. Bekleidung aus Baumwolle ist
reißfest, strapazierfähig und hautfreundlich.
HANF ist eine uralte Kulturpflanze, die gerade wiederentdeckt
wird. Sie ist eine schnell nachwachsende, robuste
Pflanze, braucht wenig Wasser, ist unempfindlich gegenüber
Insektenbefall und Krankheiten, was den Einsatz von Chemikalien
überflüssig macht. Hanfanbau ist deshalb in der Regel
automatisch biologischer Anbau. Für die Ökopflanze bestehen
Hürden in Europa. Schließlich sind die Nutzhanf-Sorten namens
Cannabis sativa subsp. sativa, aus denen Textilfasern gewonnen
werden können, andere als jene, aus denen das
Rauschmittel THC gewonnen wird. Derzeit kommt der
meiste Hanf aus China – eben mit langem Transportweg.
Hanftextilien sind langlebig und strapazierfähig, und können
Feuchtigkeit gut aufnehmen. Außerdem ist die Hanffaser
unempfindlich gegen Bakterien, Pilze und Motten und hat eine
antibakterielle Wirkung. Neben Kleidung wird Hanf auch als
Füllmaterial für Bettdecken verwendet, es gibt die Biotextilien
auch für Wohnraum, Küche und Bad sowie nachhaltige Stoffe
und Strickgarne.
16 | HANDARBEIT! 3-2021