
Wer ein handgefertigtes Stück erwirbt, setzt auf Einzigartigkeit und Charakter. Richtig spannend
wird es, wenn es sich um ein altes Handwerk mit interessantem historischen Hintergrund
handelt. Wie etwa das Handwerk der Blaudrucker, das die deutsche Unesco-Kommission
in Berlin 2017 in die Liste des Kulturerbes für Deutschland aufgenommen hat. Ein
schützenswertes Handwerk, das offenbar auch bei jungen Menschen gut ankommt: Anfang
des Jahres hat die 25-jährige Sabrina Schuhmacher die Blaudruckerei in Jever übernommen.
Die Renaissance der Manufakturen
ist in vollem Gang: Sie
fertigen Produkte fernab von
Massenware und haben daher einen
besonderen Anspruch an Qualität und
Produktionsweise. Eine Philosophie, die
Sabrina Schuhmacher teilt. Sie ist eigentlich
ganz zufällig zum Blaudruck gekommen.
Im Rahmen ihres Modedesign-Studiums
an der Akademie für Mode und
Design in Hannover hatte sie für ihre Abschlussarbeit
das Thema “Norddeutsche
Heimat” ausgewählt. Als eine Dozentin
sie daraufhin auf die Blaudruckerei in
Jever aufmerksam machte, stattete die
angehende Designerin Georg Stark,
dem Besitzer der Manufaktur, einen
Besuch ab. Dieser hatte das Blaudruckhandwerk,
das vor Beginn der Industrialisierung
in ganz Europa verbreitet war,
seit 1985 in der ostfriesischen Kleinstadt
wiederbelebt. Der gelernte Schlosser
und studierte Historiker brachte die Blaudruckerei
in einem alten Speicher von
1822 unter und präsentierte sie von Anfang
an als offene, lebendige Werkstatt.
Mit Erfolg: Sie gehört heute zu den Aushängeschildern
von Jever und ist international
bekannt.
Sprung ins kalte Wasser
Kein Wunder also, dass Sabrina Schuhmacher
die Blaudruckmanufaktur, von
denen es insgesamt acht in Deutschland
gibt, nach ihrem ersten Besuch
nicht mehr aus dem Kopf bekam. Und
welch glückliche Fügung, dass Georg
Stark mit seinen 70 Jahren in den Ruhestand
gehen wollte und einen Nachfol-
Umfangreich: Über 700 Model
für die Herstellung der Stoffe verfügt
die Blaudruckerei in Jever.
HANDARBEIT! 4-2021 | 11