
RAMIE ist die Bastfaser der in China und Indien beheimateten Ramiepflanze
(Boehmeria Nivea), die auch Chinagras genannt wird. Sie besteht aus
Zellulose. Bei einer bis zu zehnjährigen Lebenserwartung kann sie bis zu vier
Mal jährlich geerntet werden. Der Faser-Ertrag ist etwa viermal so hoch wie
der von Baumwolle. Da die Verarbeitung aber sehr aufwändig ist, sind Ramie-
Textilien relativ teuer. Die Faser ist sehr gleichmäßig und fein und hat einen
schönen Glanz. Um Ramie besser verarbeiten zu können, wird er meist mit
Baumwolle oder synthetischen Fasern zu einem Garn versponnen. Ramie
ist der ideale Stoff beispielsweise für leichte Sommerkleidung, Spitzen und
duftige Dekorationstextilien.
BRENNNESSEL ist eine unterschätzte Pflanze. Neben der
Verwendung als Gemüse – ähnlich wie Spinat – und Heilkraut liefern ihre Stiele
auch eine wunderbare Faser zur Herstellung von Textilien. Die Pflanze ist heimisch,
für ihren Anbau braucht es keine Düngemittel, und für den gesamten
Herstellungsprozess kann auf Chemie verzichtet werden. Meist wird die
Brennnessel gemeinsam mit Biobaumwolle zu einem Stoff verarbeitet. Die
Stoffe aus Brennnesseln sind angenehm glatt, können Feuchtigkeit sehr gut
aufnehmen, sind hautfreundlich, pflegeleicht und reißfest.
BREWED PROTEIN ist ein
innovatives Material, das erst am Beginn seiner
Entwicklung steht. Es wird in einem mikrobiellen
Fermentationsverfahren aus nachhaltigen,
pflanzlichen Rohstoffen hergestellt.
Die Faser ist umweltfreundlich und an verschiedene
Verwendungszwecke anpassbar,
kann zu nylonartigen, seidenähnlichen Fäden
versponnen werden oder zu einem kaschmirartig
weichen Garn. Die thermischen Qualitäten
sind mit Wolle vergleichbar. Entwickelt
wurde das Material in Japan, die neue Textilfaser
wird wohl in veganen Kleidungsstücken
Verwendung finden.
LEINEN ist eine Bastfaser aus den Stängeln der Flachspflanze. Der
Anbau, die Gewinnung und Verarbeitung ist umwelt- und tierfreundlich –
allerdings nur, wenn es sich um Bioanbau handelt und das Textil nicht mit
einer ganzen Reihe von Chemikalien behandelt wird, um es knitterärmer
zu machen. Leinen ist seit der frühen Antike bekannt und die älteste Textilfaser
der Welt. Mit der Industrialisierung und dem weltweiten Anbau von
Baumwolle beziehungsweise deren Verabeitung wurde Leinen völlig zurückgedrängt.
Die Faser ist reißfester als die der Baumwollpflanze, hautfreundlich
und atmungsaktiv. Die glatte Oberfläche von Leinen nimmt wenig Schmutz
an und wirkt bakterienhemmend. Leinen kühlt, knittert stark und ist kaum
dehnbar. Sehr beliebt ist Halbleinen, eine Mischfaser aus Baumwolle und
Leinen.
HANDARBEIT! 4-2021 | 21