
TENCEL wirkt angenehm kühl, ist leicht glänzend und eine weiche, seidenartige
Alternative zu Baumwolle. Die Faser wurde vom österreichischen Unternehmen
Lenzing entwickelt. Im Gegensatz zu Modal zeichnet Tencel – auch Lyocell
genannt – eine ökologische und nachhaltige Herstellung aus. Tencel wird aus dem
Holz des Eukalyptusbaums gewonnen. Die Zellulosefasern werden mittels eines
mit Umweltpreisen ausgezeichneten Verfahrens herausgelöst. Das Lösungsmittel
ist ungiftig und wird fast vollständig wiederverwendet. Im Gegensatz zu Viskose
und Modal ist die Herstellung von Tencel also relativ umweltfreundlich, und so
wird das Textil auch als ökologische Faser der Zukunft gepriesen. Uneingeschränkt
gelten kann das aber nur, wenn sichergestellt ist, dass für die Herstellung keine
riesigen Eukalyptuswald-Monokulturen entstehen und dafür gar Naturwälder abgeholzt
werden. Außerdem muss sichergestellt sein, dass Tencel nicht mit giftigen
Chemikalien behandelt wird, etwa in Form von Farben.
SYNTHETIKFASERN sind künstlich
hergestellt. Sie haben entweder einen pflanzlichen
Ursprung und werden unter Einsatz von viel Energie
und Chemie hergestellt: Viskose, Modal etc. Oder
sie werden mittels eines chemischen Verfahrens aus
Erdöl, Erdgas oder Kohle hergestellt: Polyester, Polyamid,
Polyurethan, PVC, Polypropylen und Microfaser
(extrem fein gewebte Faser aus Polyester, Polyamid
oder Polyacryl). Grundsätzlich lassen sich Chemie-
fasern ebenso gut verarbeiten wie Naturfasern.
Außerdem sind Synthetikfasern nicht generell abzulehnen.
Mitunter ist ihr ökologischer Fußabdruck
sogar kleiner als etwa jener von konventionell angebauter
und verarbeiteter Baumwolle oder von Leder.
Ins Gewicht fällt hier auch die enorme Haltbarkeit
und Recyclingfähigkeit des Materials. Microfasern
sind heute vor allem in der Sportbekleidung gang
und gäbe, Synthetikflocken als wärmende Füllung in
Mänteln, Anoraks und Schlafsäcken. Und Polyurethan
unter anderem als Material für vegane Schuhe.
LENPUR wird auch als „pflanzliches Kaschmir“ bezeichnet. Die Textilfaser
ist nämlich so weich wie Kaschmir und dabei so glänzend wie Seide. Sie
verfügt über eine hohe Aufnahme- und Transferfähigkeit von Feuchtigkeit und
nimmt Gerüche schwer auf. Gewonnen wird Lenpur aus Zellulose – also Holz.
Dabei werden ausschließlich Äste und Zweige aus Rückschnitten verwendet.
In einem patentierten Verfahren werden die Bäume so entästet, dass sie
stehen bleiben und weiter ausschlagen können. Es kommt zu keiner Rodung
der Wälder. Anders als etwa bei der unökologischen Erzeugung von Viskose
erfolgt die Zellulose-Gewinnung für Lenpur mikro-organisch, ohne Verwendung
von chemischen Zusätzen. Das Produktionsverfahren ist sehr zeitaufwändig
und daher kostenintensiv.
Lenpur-Fasern werden pur
oder oft auch mit Baumwolle
versponnen, um daraus Stoffe
zu weben oder Strickgarne zu
erzeugen. Derzeit gibt es noch
nicht sehr viele Anbieter, vereinzelt
sind Strickgarne zu finden.
22 | HANDARBEIT! 4-2021